Mal ehrlich, möchten Sie das machen ?

Natürlich, mir geht`s genauso, ich denke auch, dass ein deutscher Außenminister die englische Sprache beherrschen sollte. Zumal er im Jahr 2009 und den darauf folgenden in dieser Funktion das Wort Globalisierung des öfteren im Munde führen wird. Schon eigenartig, dass einer, der seit Jahren mit der festen Überzeugung herumläuft ganz gewiss bei der nächsten und wenn nicht da, dann bestimmt bei der übernächsten Wahl von der Opposition in die Regierung zu wechseln und das auch im Wahlkampf mehrfach am Tag öffentlich von sich gibt, in all den Jahren nicht die Zeit gefunden hat ein paar Stunden Nachhilfe in Fremdsprachen zu nehmen.

Ab jetzt wird er sicher keine Zeit mehr dafür haben, immerhin soll er eine Behörde mit ca. 4500 Beamten leiten. Von heute auf morgen, ohne jegliche Erfahrung mit einem Menschengebilde dieser Größenordnung.

Vielleicht im Flugzeug, so ein Minister für äußere Angelegenheiten ist ja die meiste Zeit in der Luft. Ach ja da wird geschlafen, das hatte ich ganz vergessen. Ich wollte schon immer gerne wissen, wann Politiker das machen. Aber eigentlich erfolgt doch in der Luft die Vorbereitung für den nächsten Termin, also nix mit Schlaf.

Vielleicht sind sie so eine Art Mutant, die praktisch ohne Schlaf auskommen oder haben wir es hier mit einer neuen Form von Gendoping zu tun? Nachweis schwierig. Politiker unterliegen nach wie keinerlei Dopingkontrollen. Wobei ich muss schon sagen, die Vorstellung, dass jeder Politiker nach einer 20 stündigen Marathonsitzung ein Urinprobe abgeben muss, gefällt mir gut, das wäre nur fair den Sportlern gegenüber. Außerdem würde es auch die Chancengleichheit der jeweiligen Verhandlungspartner erhöhen, wenn jeder weiß, was der andere gerade eingeworfen hat.

Nein dann doch eher die Doppelgängertheorie. Die teilen sich die Aufgaben. Die fliegen gar nicht so viel durch die Gegend wie dem Nachrichtenverbraucher (Wahlvolk) durch die Medien vermittelt wird.

Ich hab mich schon oft gefragt wie das funktionieren soll. Heute um drei eine Pressekonferenz beim G20 Gipfel und Zeitverschiebung mit eingerechnet ein paar Stunden später eine Wahlkampfveranstaltung sagen wir in Potsdam und wieder gefühlte 50 Minuten später im Kanzleramt eine Pressekonferenz z.B. zu neuen Maßnahmen zur Bewältigung irgend einer Krise.

Ja sie merken`s, jetzt bin ich zur Kanzlerin gewechselt, aber der Unterschied ist nicht so gravierend, es soll ja um die Doppelgängertheorie gehen. Einiges spricht dafür. Die Reden werden geschrieben, die Ideen kommen von Expertengremien, wenn dem nicht so ist, merkt man das meist sehr schnell. Ideen, nicht Visionen.

Für Visionen bleibt keine Zeit und vor allem kein Spielraum. Dafür ist kein Platz zwischen den Lobbyisten die sich in den Vor - und Hinterzimmer der Regierungs-gebäude gegenseitig auf die Füße treten.

Je weiter jemand in den Machtstrukturen nach oben kommt, umso komplexer wird die Aufgabenfülle und umso weniger kann er selbst entscheiden. Und da sind wir wieder bei der Doppelgängertheorie. Erst eingeführt von paranoiden Despoten wie Stalin, wurde sie auch Mitte der 80ziger Jahre mit der beginnenden Globalisierung interessant für westliche Demokratien. Die Gestaltungsmacht von Politik nahm mit zunehmender Wirtschaftsmacht nationaler und internationaler Konzerne immer mehr ab. Gleichzeitig wuchs aber die Fülle von repräsentativen Aufgaben auf nationaler und internationaler Eben sprunghaft an.

Böse Zungen behaupten ja sogar, dass unser Parteispendenaltbundeskanzler nur deswegen nicht wiedergewählt wurde, weil sein Doppelgänger die letzten 20 Kilo Gewichtszunahme einfach nicht mehr zu Stande brachte, oder umgekehrt.

Somit wächst den Koordinatoren zwischen den Doppelgängern immer größer Einfluß zu. Sie sind es, die entscheiden wer für die jeweilige Aufgabe am geeignetsten ist. Gravierende Koordinationsfehler konnte man am Wahlabend im Fernsehen beobachten. Plötzlich standen Politiker vor laufender Kamera vor einem Plakat ihres Doubels oder umgekehrt.

Na wie wär`s wollen Sie es trotzdem mal versuchen mit der großen Politik? Ja ich finde auch wir sollten nicht immer nur auf den Mängel und Schwächen unserer Politiker herumreiten. Steht doch jedem frei selbst in die Politik zu gehen und es besser zu machen.

Gut dann treten Sie also in eine Partei ein. In den ersten Jahren müssen Sie sich Ihre Reden auch ganz sicher noch selbst schreiben. Na ja fast, denn wenn Sie sagen wir mal ab der Ebene des Kreisvorstandes zu wenig Versatzstück vom sog. Politikerchinesisch verwenden, werden Sie nicht weit kommen. Und dann die Intrigen und das Machtgerangel, echte Freundschaft passé.

Alles dient dem Wohle der Partei, ja das ist wie in der Wirtschaft, was zählt sind die Quartalszahlen, nur das es etwas geringere Abfindungen gibt und es ist nicht ganz so leicht ist in den nächsten Vorstand zu wechseln.

Also wird gedrückt, gedrängt, koaliert und intrigiert was das Zeug hält. Und wer dabei über sagen wir mal mindestens zehn Jahre die wenigstens körperlichen Symptome entwickelt, der kann dann schon mal in das Spitzengremium einer Partei gewählt werden.

Also jetzt mal ganz ehrlich, möchten Sie das machen?